ITIL

ITIL[1] ist ein Best Prac­ti­ce Frame­work, das in ers­ter Linie die Ein­rich­tung eines IT-Ser­vice-Manage­ment (ITSM)[2] unter­stützt. ITIL kann jedoch auch zur Ein­rich­tung einer IT-Gover­nan­ce einen Bei­trag leis­ten, da COBIT die Bezie­hung zu den Kun­den nicht so expli­zit wie ITIL the­ma­ti­siert. Mitt­ler­wei­le gilt ITIL als De-fac­to-Stan­dard für das ITSM[3]. Ein wich­ti­ger Nut­zen von ITIL liegt in der Bereit­stel­lung einer gemein­sa­men, die Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­ein­fa­chen­den Ter­mi­no­lo­gie für das ITSM. Die ITIL Doku­men­ta­ti­on ist, anders als COBIT, nur in Form von kos­ten­pflich­ti­gen, eng­lisch­spra­chi­gen Büchern erhält­lich. Die fol­gen­den Aus­sa­gen bezie­hen sich auf die aktu­el­le Ver­si­on 4 des ITIL Frameworks. 

Mit dem Ser­vice Value Sys­tem[4] lie­fert ITIL eine zen­tra­le Sicht­wei­se des IT-Servicemanagements.

Ser­vice Value System/ITIL Sichtweise

Ser­vice Level Agree­ments sind Ver­ein­ba­run­gen über die Erbrin­gung von Dienst­leis­tun­gen bzw. Ser­vices, die zwi­schen dem Ser­vice-Erbrin­ger, dem Dienst­leis­ter und dem Ser­vice-Neh­mer, dem Kun­den, abge­schlos­sen wer­den. SLA die­nen der wider­spruchs­frei­en und genau­en Spe­zi­fi­ka­ti­on der zu erbrin­gen­den Dienst­leis­tung und der dafür zu berech­nen­den Ver­gü­tung. Nor­ma­ler­wei­se wird ein SLA für einen defi­nier­ten Zeit­raum abgeschlossen.

ITIL beschreibt das IT-Ser­vice­ma­nage­ment in 34 Prac­ti­ces. Im Fol­gen­den sol­len mit dem Wis­sens­ma­nage­ment, sowie dem Inci­dent- und Pro­blem­ma­nage­ment eini­ge exem­pla­ri­sche Gebie­te beleuch­tet wer­den, wel­che als his­to­ri­scher Kern der ITIL ange­se­hen wer­den kön­nen und die für deren Ver­ständ­nis beson­ders wich­tig sind.

    • ITIL Wis­sens­ma­nage­ment: Eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung der rei­bungs­lo­sen Ser­vice­er­brin­gung ist die genaue Kennt­nis mög­lichst aller Tat­sa­chen, die mit dem Ser­vice und dem Umfeld sei­ner Nut­zung im Zusam­men­hang ste­hen. ITIL beschreibt sehr kon­kret den Auf­bau einer IT-gestütz­ten Wis­sens­ba­sis, hat aber auch einen wei­te­ren Fokus und the­ma­ti­siert die gene­rel­le Rol­le des Wis­sens zur Ent­schei­dungs­fin­dung, Arten der Wis­sens­ge­win­nung und Mög­lich­kei­ten des Wissenstransfers.
    • Inci­dent- und Pro­blem­ma­nage­ment: Erst wäh­rend der Erbrin­gung von Ser­vices offen­bart sich die Qua­li­tät des IT-Ser­vice­ma­nage­ment. Ein wich­ti­ges The­ma sind des­halb Stö­run­gen der Ser­vice­er­brin­gung, sowohl hin­sicht­lich der Reak­ti­on auf Stö­run­gen als auch hin­sicht­lich deren Vermeidung.

Die ITIL ist ein mäch­ti­ges Werk­zeug zur Ein­rich­tung eines ITSM in Form einer umfang­rei­chen Werk­zeug-Serie. In der aktu­el­len Ver­si­on steu­ert ITIL auch eini­ges Grund­la­gen­wis­sen bei. So ent­hält ITIL V4 zwar nach wie vor ITSM-Pro­zess­be­schrei­bun­gen, die sich Best-Prac­ti­ce-typisch aus Erfah­run­gen der Pra­xis erge­ben. Es wer­den jedoch zusätz­lich über­ge­ord­ne­te Prin­zi­pi­en iden­ti­fi­ziert, die eher abs­trak­ter Natur sind und die eine tie­fer­ge­hen­de Aus­ein­an­der­set­zung mit dem ITSM erlauben.

Ein beson­de­res Ziel kann es sein, nach ITIL zer­ti­fi­ziert zu wer­den. Die Fir­ma Axelos bie­tet als Eigen­tü­mer der ITIL ver­schie­de­ne Per­so­nen­zer­ti­fi­zie­run­gen an. Die Zer­ti­fi­zie­rung durch eine exter­ne Instanz bestä­tigt, dass die Mit­ar­bei­ter über eine Basis­qua­li­fi­ka­ti­on ver­fü­gen und eine gemein­sa­me Spra­che spre­chen. Wenn für exter­ne Kun­den gear­bei­tet wird, stellt die Zer­ti­fi­zie­rung auch ein gewis­ses Ver­kaufs­ar­gu­ment dar. Es kann sich bei einer Zer­ti­fi­zie­rung jedoch auch immer um einen „schö­nen Schein“ han­deln. Die Zer­ti­fi­zie­rungs­in­stanz prüft anhand eines Sche­mas, und bei Kennt­nis die­ses Sche­mas, kann man sich gut auf die Prü­fung vor­be­rei­ten, ohne das ent­spre­chen­de Feld wirk­lich tief ver­stan­den zu haben. Die Zer­ti­fi­zie­rung beschei­nigt ledig­lich die Kennt­nis der Best Prac­ti­ce und nicht die Effek­ti­vi­tät und Effi­zi­enz des Vor­ge­hens[6].

[1]      ITIL oder „die ITIL“ – bei­de Ver­wen­dun­gen sind gebräuch­lich. In der aktu­el­len (Dezem­ber 2019) Ver­si­on von ITIL wird die zugrun­de­lie­gen­de Begriff­lich­keit Infor­ma­ti­on Tech­no­lo­gy Infra­st­ruc­tu­re Libra­ry nicht mehr erwähnt und ITIL ist nur noch ein Eigenname.

[2]      Sie­he auch IT-Ser­vice-Manage­ment. ITIL sel­ber sieht es aller­dings etwas groß­räu­mi­ger und schreibt nur noch von Ser­vice Manage­ment.

[3]      Vgl. Bertele/Lehner (2008), S. 111 und zur Ver­brei­tung von ITIL Gross (2008), S. 38 f.

[4]      Vgl. Axelos (2019), 1.3.1.

[5]      ITIL nennt die­se Hil­fe­stel­lun­gen Ser­vice Requests

[6]      Vgl. Zahrnt (2005), S. 145. Sie­he auch die Über­le­gun­gen zur IT-Compliance.