Das Enterprise Architecture Management beschäftigt sich mit der strukturierten Erfassung, Entwicklung und Fortentwicklung der Organisation auf Basis eines ganzheitlichen Organisationsverständnisses. Ein wesentlicher Schritt dazu ist die Schaffung von Transparenz mithilfe eines Modells, das den Istzustand verständlich macht. Diese Transparenz ist durchaus bereits als eigenständiger Nutzen zu werten. Die Aufgaben des EAM umfassen jedoch häufig auch die Modellierung eines Sollzustandes und die Steuerung der Transformation der organisationalen Realität vom Ist zum Soll.
Es geht zunächst darum, aus der Realität ein Modell zu entwickeln. Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Realität, deshalb weist ein Modell gegenüber der Realität immer einen Informationsverlust auf.
Das aus der aktuellen[1] Realität abstrahierte Modell wird als “Ist Modell” bezeichnet. Diese Bezeichnung ist allerdings meist nicht vollständig korrekt, da das Modell nur einen Zustand auf der Zeitachse der Realität „einfriert“ und sich die Realität nach der Modellerstellung auch selbstständig weiterentwickelt, was gemeinhin als Emergenz bezeichnet wird.
Die Zielsetzung des EAM geht jedoch meist über die Schaffung von Transparenz hinaus. In diesem Fall wird nicht nur das Ist, sondern auch ein angestrebter Zustand als “Soll Modell” erfasst. Unter Umständen kann es sogar sinnvoll sein, auf die Ist Modellierung zu verzichten und direkt den Soll Zustand zu modellieren, beispielsweise wenn die aktuelle Realität gänzlich verworren ist.
Die Umsetzung des Soll Modells bedingt eine Transformation der Realität. Diese gestaltet sich normalerweise wesentlich schwieriger und risikoträchtiger, als es bei der Transformation auf Modellebene der Fall ist. Insbesondere die Anpassung und Neuordnung von Arbeitsvorgängen und formellen und informellen Hierarchien stellt die beteiligten Personen vor große Herausforderungen, kann Ängste auslösen und emotionale Widerstände hervorbringen.
Architecture Development Method (ADM)
Das Vorgehen zur Etablierung eines EAM unterscheidet die folgenden Phasen:
- Vorbereitung (Preliminary[2])
- ADM-Zyklus
- Architektur-Ziel (Architecture Vision)
- Architekturebenen modellieren
- Geschäftsarchitektur (Business Architecture)
- Informationssystemarchitekturen (Information Systems Architectures)
- Technikarchitektur (Technology Architecture)
- Umsetzung
- Umsetzungsgrobplanung (Opportunities and Solutions)
- Umsetzungsfeinplanung (Migration Planning)
- Governance der Umsetzung (Implementation Governance)
- Veränderungsmanagement (Architecture Change Management)
3. Anforderungsmanagement (Requirements Management)
TOGAF, ArchiMate und Archi
Die Open Group liefert mit TOGAF eine umfangreich dokumentierte Vorgehensweise, die in Form des ADM detailliert beschreibt, in welche Phasen sich das EAM unterteilen lässt und was in den einzelnen Phasen zu tun ist.
ArchiMate ist eine umfangreiche Sammlung von Modellierungsnotationen für das EAM, die auch jenseits von TOGAF eingesetzt werden können, die aber natürlich sehr gut zum ADM passen.
Es gibt eine Reihe von Softwareprodukten, welche die Erstellung von ArchiMate-Modellen ermöglichen; eines davon ist das kostenlos erhältliche Archi[3].
Reifegradmodelle
Ein Reifegradmodell bewertet die Reife[4] einer Einheit, z. B. eines Prozesses, einer Gruppe von Prozessen oder einer Organisation, in mehreren Stufen. Jeder Einheit kann ein adäquater Reifegrad zugewiesen werden, bis zu dem die Einheit schrittweise verbessert wird.